Friday, October 28, 2011

Im Schlafwagen unterwegs

In Surat Thani gibt es am Bahnhof wie üblich keine Fahrgastinformationsanzeiger, dafür viel auskunftsfreudiges Stationspersonal. Wir fanden heraus, dass unser Zug auf Gleis 1 fahre und pünktlich sei. In der Schweiz hätte es der Zug wegen seiner 20 Minuten Verspätung möglicherweise in die nationalen Nachrichten geschafft.
Sonst ist man den Europäern aber einen riesigen Schritt voraus: die Vorteile des Schlafwagens werden genutzt, anstatt das Feld der Langstreckenreisen kampflos der Fliegerei zu überlassen. Die Viererabteile werden nachts in zwei übereinanderliegende Schlafkojen umgewandelt. Im Gegensatz zu Europa liegt man hier längs zur Fahrtrichtung. Die Bettenlänge ist für meine 190 cm gerade ausreichend. Jedes Bett ist mit einem Vorhang vom Gang abgetrennt, was weit mehr Privatsphäre ermöglicht als ein 6er-Couchette. Preislich spielt der Schlafwagen in Thailand ohnehin in keiner europäischen Liga. So holpert man gemütlich dem nächsten Morgen entgegen. Hingegen wäre es keine schlechte Idee, die Brücken künftig mit etwas längeren Schleppplatten zu bauen.

An der Grenze in Padang Besar müssen alle samt Gepäck den Zug verlassen, um sich den thailändischen Ausreisestempel und den malaiischen Einreisestempel zu holen. Auch duty free shopping wäre möglich gewesen. Inzwischen wurden im Zug die Betten hochgeklappt und es finden wieder vier Personen pro Abteil Platz.
Der ganze Papierkrieg hatte etwa eine halbe Stunde gedauert, doch stand der Zug danach noch eine Stunde lang herum. Vermutlich dient dies der Fahrplanstabilität und scheint durchaus notwendig zu sein.
Nach und nach stiegen immer mehr Leute zu, darunter viele verschleierte Frauen. Malaysia ist mehrheitlich muslimisch, aber sehr multikulturell. Mia unterhielt sich mit zwei 21jährigen Studentinnen mit je fünf Geschwistern, während ich mit einem aargauischen Ehepaar plauderte.

Parallel zu unserer holprigen, dieselbetriebenen Einspurstrecke scheint eine doppelspurige, elektrifizierte Neubaustrecke in Bau zu sein. Stellenweise ist das neue Trassee bereits in Betrieb.




Eine knappe Stunde vor der fahrplanmässigen Ankunft stiegen wir in Butterworth aus. Wir setzten zur Insel Penang über. Sie befindet sich in der Malakka-Strasse, an der Schifffahrtsroute Asien-Europa. Dadurch wurde die Insel von diversen Kulturen geprägt, besonders der indische Einfluss ist uns augfgefallen. Die Stadt Georgetown auf der Insel zählt zum UNESCO Weltkulturerbe.





Die Nacht darauf wollten wir im Schlafwagen nach Kuala Lumpur fahren - doch Herr Murphy hat uns einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.

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