Monday, February 6, 2012

Oeffentlicher Verkehr

Erstmal eine kleine Geografiestunde: Unser Tal entwässert mit dem Fraser River nach Norden und dann via Colorado River und Grand Canyon in den Kalifornischen Golf/Pazifik. Unmittelbar neben uns ist die kontinentale Wasserscheide. Dahinter fliesst das Wasser via Missouri-Mississippi durch die Great Plains in den Golf von Mexiko/Atlantik. Die Eisenbahn unterquert diese "Continental Divide" mit einem Tunnel, während sich der Highway als richtige Passstrasse über den Berthoud Pass quält. Der in den 20erjahren gebaute Scheiteltunnel ist 10 km lang. Der daneben gebohrte Pionierstollen wird heute für Denvers Wasserversorgung benutzt.




Der Winter Park Resort liegt wirklich unmittelbar an der Bahnlinie, die sehr direkt und wetterunabhängig zur nächsten Metropole führt. Genutzt wird dieser enorme Standortvorteil sehr amerikanisch - nämlich überhaupt nicht. Zwar gab es bis 2009 den "Ski Train", der einen Schneeballwurf von den Sesselbahnen entfernt anhielt. Er benötigte aber für die gerade mal 90 km von Denver unglaubliche 2:15 Stunden. Dazu war er anscheinend oft verspätet, denn der Güterverkehr geniesst hier Priorität. So war der Zeitvorteil gegenüber dem Auto verspielt. Dazu muss es sich mit nur einem Kurspaar pro Tag eher um einen Ausflugszug gehandelt haben als um ein ernstzunehmendes ÖV-Angebot.


Ausserdem gibt es im Raum Denver kaum Zubringerlinien. Auch ein Stadtzentrum gibt es nicht im europäischen Sinn. Die amerikanischen Städte sind weitläufig und so hat ein Bahnhof nur sehr wenige Einwohner in seinem Einzugsgebiet. Die USA sind punkto ÖV nunmal ein Entwicklungsland.

Immerhin gibt es noch einen Zug, der taeglich nach Fraser faehrt, der California Zephyr. Er faehrt von Chicago via Denver und Fraser nach San Francisco.

Die Einspurlinie hier im Tal wird aber rege für den Güterverkehr benutzt. Ein halbes Dutzend Diesellokomotiven schleppt und schiebt kilometerlange Kohlenzüge oder gemischte Güterzüge. Diese sind so lang, dass sich auch mal der Umweg durch eine Unterfuehrung lohnt, anstatt vor der Barriere zu warten.



Dafür gibt es hier oben Skibusse, die uns unter anderem gratis und im Halbstundentakt nach Fraser vor unsere Haustür fahren. So können wir unser Auto in der Regel stehen lassen. Eingesetzt werden ausgemusterte Schulbusse. Da es keine Stop-Tasten gibt, fordert man seinen Halt einfach per Zurufen an.




Der Busbetrieb ist einigermassen zuverlässig. Bisher zweimal war unser Bus innerhalb von fünf Minuten nach Abfahrtszeit noch nicht aufgekreuzt. Einmal war er bei -27 Grad Celsius an unserem Dorfhügel stecken geblieben. Das andere Mal hatte sich wohl der Fahrer gedacht, es kämen ohnehin keine Passagiere. Wir wollten aber nicht eine Stunde lang beim Resort auf unsere Heimfahrt warten - denn über Mittag wird der Halbstundentakt ausgedünnt. So haben wir bei der Chauffeuse einer anderen Linie nachgefragt und diese hat unserem Fahrer dann über Funk Beine gemacht. Wir ÖV-verwöhnten Schweizer kennen bei der Betriebspflicht kein Pardon, auch nicht wenn's ein Gratisangebot ist. Finanziert wird der Betrieb gemeinsam von Resort, Gemeinde, County und den Apartment-Besitzern.

ÖV in den USA - das bedeutet meist nur, dass es einen Shuttlebus zwischen dem Ort des Geschehens und dessen Parkplatz gibt. Auch der Winter Park Resort erschliesst einen kleinen Teil seiner Parkplätze so. Die meisten Parkplätze liegen aber entweder in Fussdistanz oder können mit angeschnallten Ski erreicht werden. Ein weiterer grosser Parkplatz wird mit einem Korblift angebunden.

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